Erwin Görlach
Erinnerung zum
50. Todestag
Einblicke in
sein Werkschaffen
Aus der alten Heimat -
frühe Werke
Vor einiger Zeit erwarb ich online in einem Antiquariat eine Serie von 5 Holzschnitten, welche Erwin Görlach noch in seiner „alten Heimat“ angefertigt hatte. Um zu erfassen, was sich hinter diesen Motiven verbirgt, möchte ich an dieser Stelle das Buch: „Als Deutscher unterwegs“ von Frank Sikora erwähnen und hier besonders aus den Seiten 30 - 32 zitieren. Frank Sikora schildert aus seinen Kindheitserlebnissen sowohl den nicht ungefährlichen Prozess, die Baumstämme im Winter mit Pferdeschlitten ins Tal zu bringen, wie auch die hohe Kunst, im Sommer die Forellen im Fluß mit den eigenen Händen zu fangen.
Betrachtet man gleichzeitig die Holzschnitte von Erwin Görlach, spürt man, dass sie in ihrer Kindheit dasselbe erlebten, die Eindrücke in sich aufsogen und der eine sprachlich, der andere bildnerisch jeweils seine Erlebnisse zum Ausdruck bringt. In den Werken von Erwin Görlach spiegelt sich auf tiefe Weise das Leben, wie es ihm begegnet, den Schilderungen von Frank Sikora auf‘s Wort gleichend! Aus der Perspektive dieser beiden unabhängig voneinander entstandenen Aussagen bekommen beide eine tiefere Dimension.
Lesen Sie, wie Frank Sikora diese Begebenheit schildert:
„… . Mit beiden Händen griff ich inter die Uferböschung….ich hatte für den Bruchteil einer Sekunde den Fisch berührt. Wie gelernt, zog ich meine beiden Hände zurück. Der Fisch durfte nicht unruhig werden.Ich holte tief Atem. Dann schob ich meine Hände erneut vor. …Mit beiden Händen griff ich dort gleichzeitig zu, wo ich den Fisch vermutete…ich hatte den Fisch in der Mitte gepackt. Der Fisch wand sich wie ein Aal. … Der Fisch rutschte mir aus den Fingern in die Handflächen. Ich griff noch einmal nach und tauchte auf. Den Fisch in den Händen.“
Quelle: Sikora, Frank: Als Deutscher unterwegs. Gelebte Zeitgeschichte, München 2006, S.32
Lesen Sie weiter, wie Frank Sikora auch diese Begebenheit schildert:
“…Manchmal durften wir auch zusehen, wie die Bergbewohnen - die Goralen - die von ihnen gefällten Bäume zu Tal brachten. Das geschah im Winter… Auf zwei bewegliche Kufen, verbunden mit einer Deichsel, wurden dann drei bis vier Stämme zusammengebunden.. Ein Mann stellte sich neben die Deichsel, zwei Eisenketten in der Hand, Bastschuhe n den Füßen. Dann, mit einem leichten Ziehen, lenkte er die Stämme über das Eis und den glatten Schnee talwärts. Die zunehmende Beschleunigung zwang ihn zu akrobatischen Sprüngen. Ein Ausrutscher wäre tödlich gewesen. Mit den Eisenketten konnte der Gorale bremsen, indem er sie rechts oder links unter die Kufen gleiten ließ….“
Quelle: Sikora, Frank: Als Deutscher unterwegs. Gelebte Zeitgeschichte, München 2006, S.30
Unterstützung für meinen Wunsch, meinem Großvater zum 50. Todestag eine Gedenk-Ausstellung zu realisieren, erhielt ich dankenswerter Weise durch einen Online - Kunsthändler aus Großbritannien. Er ermöglichte mir einige sehr seltene und schwer zugängliche Werke aus der alten Heimat meines Großvaters zu erwerben. Diese Werke sind deshalb so kostbar, weil durch die Vertreibung viele seiner frühen Kunstwerke verschollen oder zerstört worden sind. Und speziell diese frühen Grafiken erlauben es uns heute - nach fast 100 Jahren - einen Blick in die jungen Jahre als Künstler zu werfen.